TONSPUR 92
CEVDET EREK

A Succession of Turkish Stops
Mein Stück A Succession of Turkish Stops besteht aus einem 3 Minuten 30 langen Mehrkanalklangstück und sieben A1-Plakaten, die jeweils eigens für die TONSPUR_passage entstanden.
Ich weiß gar nicht mehr, wo und wann ich erstmals von einem Klavier mit türkischem Pedal gehört habe. Jedenfalls weckte es umgehend meine Neugier, da mich die Idee begeisterte, die Klangmöglichkeiten dieses klassischen Instruments mit rein perkussiven Effekten zu verändern. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden Hammerklaviere von versierten Instrumentenbauern mit einem oder mehreren zusätzlichen Pedalen ausgestattet, um so den Klangumfang um Elemente ähnlich einer Basstrommel oder dem Anschlag von Becken und Glocken etc. zu erweitern. Diese Umbauten wurden auch von renommierten Instrumentenbauern in Wien vorgenommen. Die Pedale imitierten oder entsprachen etwa Klängen von Trommeln, Becken usw. von Militärkapellen, insbesondere der osmanischen „Janitscharenkapelle“. Dementsprechend wird das Pedal in einigen Quellen auch als Janitscharenpedal bezeichnet. Der genannte Effekt wurde vor allem dazu verwendet, die „spezifisch türkischen“ Teile der Musikstücke zu spielen. Dies war eine gängige Praxis, wenn nicht sogar eine Mode, die sich im Repertoire zahlreicher Komponisten, darunter auch Mozart und Beethoven, findet.
TONSPUR 92
A Succession of Turkish Stops
8-Kanal-Klangarbeit, 7-teilige A1-Bildstrecke
Länge 03’30’’
Konzept, Komposition, Performance, Tonschnitt und Mischung Cevdet Erek
Tonaufnahmen Graz – Hammerflügel mit Fagott- und Janitscharenzug von Conrad Graf (Wien, ca. 1835) Daniel Comploi
Pianistin Katharina Olivia Brand
Klavierstimmer Heimo Streif
Tonaufnahmen Köln – Fortepiano mit Fagott- und Janitscharenzug von Paul McNulty nach Conrad Graf, 1819 (Divisov CZ, 2022) Julian Burdenko
Pianist Julian Burdenko
Gestaltung A1-Bildstrecke Cevdet Erek
Fotos Graz Anfisa Bobylova, Katharina Olivia Brand
Fotos Köln Julian Burdenko
Installationseinrichtung Peter Szely
Produktion TONSPUR Kunstverein Wien
künstlerische Leitung Georg Weckwerth in Kooperation mit Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (Institut 2, Klavier) & Hochschule für Musik und Tanz Köln – Klavierabteilung
besonderer Dank Rahma Khazam, Katharina Olivia Brand, Heimo Streif, Daniel Comploi, Anfisa Bobylova, Sheila Arnold, Julian Burdenko, Paul McNulty & Istanbul Technical University (ITU) – Center for Advanced Studies in Music (ITU MIAM) & Turkish Music State Conservatory (TMDK)
TONSPUR_passage / MQ Wien
16.12.22 – 25.02.23
täglich 10 – 20 h
03:30 min
TONSPUR_journal
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TONSPUR_live sets in Zeiten von COVID-19
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TONSPUR für einen öffentlichen raum
Panorama © Kai-Uwe Rosseburg, TONSPUR Jingle by Szely
Tonspur, dieser klassische Fachbegriff aus den visuellen und akustischen Medien, ist Titelgeber des seit 2003 im MuseumsQuartier Wien beheimateten, aber temporär auch an anderen internationalen Orten präsenten, weltweit einzigartigen Projekts mit wechselnden Klangarbeiten für einen öffentlichen Raum.
Was der White Cube für die Bildende Kunst, ist für die Klangkunst – diese grenzüberschreitende Gattung im Schnittfeld von Bildender Kunst, Medienkunst und Musik – der urbane, öffentliche Raum. Die TONSPUR_passage im MuseumsQuartier Wien (seit 2006), die Passage im historischen Rathaus am Hauptplatz von Maribor (2016–2020) sowie der Schloßplatz in der Mitte Berlins (2009–2012), sind ebensolche öffentlichen Räume. Man passiert sie automatisch auf seinen Wegen und Erkundungszügen durch die Metropolen. Eigens für diese transitorischen Orte entwickeln und realisieren internationale Künstlerinnen und Künstler aller Gattungen im Rahmen der TONSPUR-Reihe computergesteuerte Klangarbeiten. Ihre mehrkanaligen, das übliche Stereobild aufhebenden Kompositionen erschaffen faszinierende Klangarchitekturen und begehbare Tonräume.
Aber TONSPUR bietet noch mehr: Konzerte, Sound-Performances und Livestreams, Lectures und Buchpräsentationen, Workshops und Führungen, der Ausstellungszyklus TONSPUR_expanded, die TONSPUR_library und das TONSPUR_display, Sonderprojekte mit Kunst im öffentlichen Raum sowie die TONSPUR_tribute-Schau „Membra Disjecta for John Cage“ und nicht zuletzt internationale Gastspiele mit der TONSPUR_collection, erweitern die vielfältig und interdisziplinär geführte Auseinandersetzung mit Klang als plastisches und formbares Material in der zeitgenössischen Kunst.
TONSPUR vereint die Künstler verschiedener Disziplinen klanglich und führt parallel sein Publikum an einen erweiterten Rezeptions- und Kunstbegriff heran. In diesem Sinne richtet sich TONSPUR für einen öffentlichen raum an all jene Menschen, die der Stadt und der Kunst mit offenen Augen und Ohren begegnen.
Georg Weckwerth
künstlerischer Leiter