AHAD AKA ZSOLT SŐRÉS • TONSPUR G

Photo © Ahad aka Zsolt Sőrés

Diese Arbeit besteht aus vier Aufnahmen.

Die erste entstand im Dezember 2021 anlässlich einer audiovisuellen Performance gemeinsam mit der DoN’t Eat Group, mit der wir auf den plötzlichen Tod eines ihrer Kernmitglieder, István Diák (1970–2021), reagierten – ich live mit psychedelischer Noise-Musik und sie mit einem farbenfrohen, tranceartigen Erinnerungsvideo.

Die zweite Aufnahme machte ich im Oktober 2024 in meinem Residence-Studio im Museumsquartier Wien. Man hört in Zeitlupe, wie ich ein Abendessen aus Zauberpilzen verspeise und danach abwasche. Die Aufnahme klingt verzerrt wie während eines Trips.

Die dritte Aufnahme ist ein neuer Remix des Stücks, das wir 2002 mit der Sonic Catering Band aus modulierten Geräuschen von Nahrungsmitteln und aus der Küche einspielten. Sie evoziert das Dröhnen, dass man oft auf psychedelischen Trips wahrnimmt.

Auf der vierten Aufnahme ist eine Liste von Nahrungsmitteln zu hören, die angeblich solche Trips verstärken. Die Liste wurde von einem Online-Programm gesprochen und mit Diktiergerät aufgenommen.

Unsere Identitäten passen sich an die gegenwärtigen Verhältnisse an, wenngleich sie aus der Gesamtheit unserer Erinnerungen bestehen. Wir schaffen uns unsere Realität wie einen Traum, der permanent aus dem Gedächtnis blubbert. Wird man sich seiner subjektiven Realität bewusst, erzeugt man eine Art ‚Wirklichkeitstunnel‘, der bei allen verschieden ist. Das Bewusstsein ist also ein psychedelischer Schmelztiegel, in dem Elemente so vermischt werden, dass eine neue Klangrealität entsteht, die die objektive Wirklichkeit übersteuert. Der stetige innere Fluss und die Effekte von Erinnerungen und unserer Persönlichkeit hängt auch damit zusammen, wie wir Klänge wahrnehmen. Klang ist prima materia, ein ‚Zwischenwesen‘, das sich permanent wandelt und trotzdem es selbst bleibt. Der geheimnisvoll vereinende Prozess des Kochens lässt in uns ein komplexes Gericht entstehen, das aus dem Buffet der Seele zusammengesetzt wird – ein Kang-Manna, das die Tiefenstruktur des Klangs bloßlegt. Sie ist nichts anderes als der spirituelle Ausgangspunkt unseres Seins, der einzige Archimedische Punkt, aus dem heraus die Welt bewegt werden kann.

Zsolt Sőrés, geboren 1969 in Budapest, Ungarn, lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland. 88. TONSPUR-Artist-in-Residence im MuseumsQuartier Wien im Oktober 2024.

PSYCHEDELIC KITCHEN MEMORIES
8-Kanal-Klangarbeit, 7-teilige A1-Bildstrecke • duration / Länge 36’36“ • Konzept, Tonaufnahmen, Komposition, A1-Bildstrecke Ahad aka Zsolt Sőrés • Kurator Jozef Cseres • Installationseinrichtung Peter Szely & Norbert Math • Produktion TONSPUR Kunstverein Wien • künstlerische Leitung Georg Weckwerth • besonderer Dank Elisabeth Hajek

TONSPUR_passage | Micro Museum for Sound
MQ Wien
5 May–14 Jun 2025
daily 10 am–8 pm