T_D #5: URSULA NEUGEBAUER & TIMM ULRICHS

Ursula Neugebauer
Artothek Wien, 2001
Lightbox

photo Ursula Neugebauer

Seit 1948 werden jährlich von der Republik Österreich Werke von österreichischen Künstler*innen angekauft, die von unterschiedlichen Institutionen ausgeliehen werden können Die Aufnahme zeigt die Artothek Wien, wie die Kunstwerke bis 2001 im Palais Liechtenstein aufbewahrt wurden. Die prachtvoll, golden stuckverzierten Wände zeigen den Ballsaal, wo in jeder Nacht die Werke sich einem Tanz hingeben, am nächsten Morgen kaum wieder auffindbar und immer wieder neu entdeckt werden müssen. Heute ist die Artothek im Belvedere 21 untergebracht, digitalisiert, katalogisiert und über eine Datenbank recherchierbar. Der Ballsaal des Palais Liechtensteins hingegen kann für Cocktailempfänge,
— Ursula Neugebauer

Interview Ursula Neugebauer online im MQ Journal

Timm Ulrichs
ohne Resonanz, 1983/89
Echo chamber of a guitar cast in concrete,
in wooden crate with branded title

photo Carsten Gliese

ie Skulptur ohne Resonanz präsentiert den immateriellen, nun aber materialisierten, in Beton „konkretisierten“ Resonanzraum – also den Hohlkörper bzw. Hohlraum — einer akustischen Gitarre, die aufgrund des zum Positiv gekehrten Negativs hiermit gleichsam „mundtot“, zum Schweigen gebracht wird. Indem durch das Schallloch Beton eingebracht, dieser auf einem Rütteltisch verdichtet und damit präzis jede Ecke, jeder Winkel des Korpus ausgefüllt wurde, konnte die hölzerne »Ummantelung« als Schalung entfernt werden. Die Negativ-Skulptur zeigt somit das üblicherweise unsichtbare Innenleben des Instruments als eigenwillige und schwergewichtige Form. Auch wenn das Objekt nicht mehr gespielt werden, keinen gitarrenähnlichen Ton mehr von sich geben kann, lässt sich der aggressive Akt der Behandlung, ja Zerstörung des Musikinstruments mit den dabei entstandenen Geräuschen dennoch als ein Stück Sound Art begreifen – wie in dem dokumentarischen Video erfahrbar wird. Die Gitarre als beliebtes Motiv der Bildenden Kunst (etwa bei Picasso, Juan Gris, Matisse etc.) verdankt sich im Übrigen auch ihrer ihr zugebilligten (oder zugemuteten) formalen Verwandtschaft mit dem weiblichen Körper; es überrascht also nicht, dass viele männliche Gitarristen ihrem besten Stück, das sie so gern bespielen, weibliche Kosenamen geben. Umso mehr also kann der vergewaltigende Akt der Herstellung der Skulptur auch als schmerzhaft empfunden werden, neben der wohl überraschenden Anschaulichkeit der zutage geförderten Innenansicht des populären Kultobjekts sowohl der E- als auch der U-Musik.
— Timm Ulrichs

Timm Ulrichs
ohne Resonanz, 1983/1989/2005
Video, 8’27“ min, colour, sound
With Gerhard Isenmann, Havixbeck

Video follows

TONSPUR_display #5

Ursula Neugebauer
Timm Ulrichs
MQ-Artists-in-Residence

28.8.—22.10.2023
Preview • Sunday • 27 August 2023 • 17:00
In the presence of the artists
With an introduction by
Sabine Kienzer
TONSUR_display | Indoor Showroom

TONSPUR Kunstverein Wien
Museumsplatz 1
1070 Vienna
daily 10 am to 8 pm