Miha Horvat feat. Aphra Tesla • TONSPUR FOR UKRAINE
ALBUM, 2024 • TONSPUR FOR UKRAINE
ALBUM
Panorama @ Frank Paul
Photo © Tesla/Horvat
Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit? Ein Anruf. Der Kurator. Eine Einladung. Thema: Ukraine. Eröffnung in 48 Tagen. Unsere Diskussion. Etwas trifft sich. Wikipedia. Geografie. Und ein gefundenes Foto. Nur zwei Farben. Und viele Assoziationen. Weizen und Himmel. Lautsprecher und Plakate als Instrumente. Er – der Captain, sie – Dersu. Wir, die Komponisten. Unser erstes ALBUM. Und ein Kinomeisterwerk.
Was ist ALBUM? Die Stimme eines Lurchs, der in einem offenen Orakel lebt. Ein Dialog, das Spiel zweier erwachsener Kleinkinder, die sich einst in Armen lagen, in Wiegen, manchmal stehengelassen wurden, jetzt miteinander. Sie kackten und pissten überall hin und kreischten immer dieselben Vokale. ALBUM ist ein Monument für dieses Unaussprechbare der Frühkindheit – für die Natur der Freiheit. Das ist die Ursache aller Kulturdefizite. Das ALBUM für die TONSPUR ist eine Spezialwiege, die wegen der viel zu vielen Erschütterungen durch kleinere und größere Kriege wackelt und kippt – ins genaue Gegenteil, nämlich einen Friedhof. Jeder Mensch, der hier vorbeikommt, ist sicher in seine Richtung unterwegs.
Was will ALBUM sagen? Die Frage ist nicht, was es sagen will, sondern wie wir Selbstanalyse, Selbsthistorisierung und brutale Monologe vermeiden, die Kriege zwischen uns entfachen könnten. Wie kann man in einer Box leben, oder besser: Ich verstehe Menschen nicht, die in einer Box leben, wie sich auch Dersu wundert. Das Regime ist eine Box. Wie kommt man aus ihr raus, wie entkommen wir den immer gleichen Kreisen der Vernunft. TONSPUR und ALBUM als eine offene Situation. Als Unabgeschlossenheit, als sich entwickelnde emergente Relation. Als gemeinsame Partitur.
Warum Dersu Usala, warum dieses Kinomeisterwerk, wie Sie es nennen? Wachsenden Respekt, tiefe Freundschaft und ein tolerantes Verständnis zwischen Menschen mit gänzlich verschiedenen Hintergründen und Lebensweisen brauchen wir heute dringend als Vorbild. Außerdem spricht die inspirierende Art dieses visuell-klanglichen und dramaturgischen Meisterwerks der Filmkunst … eindeutig für sich selbst.
Die Interpretation des Publikums ist natürlich anders, anders beispielsweise bei Slowenen in Wien, Balkan in Wien, Ukraine in Wien? Und als ALBUM im echten öffentlichen Raum, wenn es das Publikum anhört und dann den Prospekt voll Plakate dieses klang-musikalischen Produkts durchblättert. Das ALBUM entsteht und existiert hier und nur jetzt, an diesem Ort, in verschiedenen klimatischen Momenten und zusammen mit den Hörenden, die sich von ihm ergreifen lassen oder es auch nur kennenlernt.
Miha Horvat, geboren 1976 in Maribor, Slowenien, lebt und arbeitet in Maribor.
Aphra Tesla, geboren 1977 in Slovenj Gradec, Slowenien, lebt und arbeitet in Maribor, Slowenien.
Einleitender Text vom Council for the Detection of Crime in the Arts – lesen
ALBUM
8-Kanal-Klangarbeit, 7-teilige A1-Bildstrecke
Länge ca. 8’24“
Konzept, Kompositionen, A1-Bildstrecke Tesla/Horvat
Stimme Miha Horvat & Aphra Tesla
Tonschnitt, Mischung Peter Szely
Fotografie Poster Ilya Dobrych / CC-BY-SA-2.0
Grafik Design Poster Dieter Auracher
Installationseinrichtung Peter Szely
Produktion TONSPUR Kunstverein Wien
künstlerische Leitung Georg Weckwerth
besonderer Dank Council for the Detection of Crime in the Arts & Sara Nuša Golob Grabner
TONSPUR_passage | Micro Museum for Sound
MQ Wien
5.8.24–1.9.24
täglich 10–20 h