CEVDET EREK

CEVDET EREK • A SUCCESSION OF TURKISH STOPS • TONSPUR 92

A SUCCESSION OF TURKISH STOPS

Mein Stück A Succession of Turkish Stops besteht aus einem 3 Minuten 30 langen Mehrkanalklangstück und sieben A1-Plakaten, die jeweils eigens für die TONSPUR_passage entstanden.

Ich weiß gar nicht mehr, wo und wann ich erstmals von einem Klavier mit türkischem Pedal gehört habe. Jedenfalls weckte es umgehend meine Neugier, da mich die Idee begeisterte, die Klangmöglichkeiten dieses klassischen Instruments mit rein perkussiven Effekten zu verändern. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden Hammerklaviere von versierten Instrumentenbauern mit einem oder mehreren zusätzlichen Pedalen ausgestattet, um so den Klangumfang um Elemente ähnlich einer Basstrommel oder dem Anschlag von Becken und Glocken etc. zu erweitern. Diese Umbauten wurden auch von renommierten Instrumentenbauern in Wien vorgenommen. Die Pedale imitierten oder entsprachen etwa Klängen von Trommeln, Becken usw. von Militärkapellen, insbesondere der osmanischen „Janitscharenkapelle“. Dementsprechend wird das Pedal in einigen Quellen auch als Janitscharenpedal bezeichnet. Der genannte Effekt wurde vor allem dazu verwendet, die „spezifisch türkischen“ Teile der Musikstücke zu spielen. Dies war eine gängige Praxis, wenn nicht sogar eine Mode, die sich im Repertoire zahlreicher Komponisten, darunter auch Mozart und Beethoven, findet.

Für mein Projekt verwende ich ein Original-Hammerklavier, das in den 1830er-Jahren von dem renommierten Wiener Hersteller Conrad Graf gebaut wurde und heute im Besitz der Kunstuniversität Graz (KUG) ist. Katharina Olivia Brand, eine erfahrene Bühnenpianistin und Professorin für historische Aufführungspraxis, ging auf meine Vorschläge ein, und so improvisierten wir solo und gemeinsam. Das zweite Instrument, das dem Projekt indirekt Knowhow und Klänge lieferte, ist ein unlängst von Paul McNulty gefertigter, wunderschöner Nachbau eines Graf-Hammerklaviers, der sich an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln (HfMT) befindet.

Nach den Aufnahmen gestaltete ich die Klangsamples zu Texturen, Mustern und „Explosionen“, die eine Klanglandschaft ergeben, in der sich Musikgenres, Instrumente und ihre Geschichte miteinander verbinden. Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Schlagworte aufzählen, die vielleicht die Phantasie von Neugierigen anregen: Krieg, Techno, Angst, Schlagzeug, präpariertes Klavier, Tanz, Metal, Geräuschmusik.
Cevdet Erek

Cevdet Erek, geboren 1974 in Istanbul, Türkei, lebt und arbeitet in Istanbul.

Text zu A Succession of Turkish Stops von Rahma Khazam lesen

TONSPUR 92

  • A Succession of Turkish Stops
  • 8-Kanal-Klangarbeit, 7-teilige A1-Bildstrecke
  • Länge 03’30’’
  • Konzept, Komposition, Performance, Tonschnitt und Mischung Cevdet Erek
  • Tonaufnahmen Graz – Hammerflügel mit Fagott- und Janitscharenzug von Conrad Graf (Wien, ca. 1835) Daniel Comploi
  • Pianistin Katharina Olivia Brand
  • Klavierstimmer Heimo Streif
  • Tonaufnahmen Köln – Fortepiano mit Fagott- und Janitscharenzug von Paul McNulty nach Conrad Graf, 1819 (Divisov CZ, 2022) Julian Burdenko
  • Pianist Julian Burdenko
  • Gestaltung A1-Bildstrecke Cevdet Erek
  • Fotos Graz Anfisa Bobylova, Katharina Olivia Brand
  • Fotos Köln Julian Burdenko
  • Installationseinrichtung Peter Szely
  • Produktion TONSPUR Kunstverein Wien
  • künstlerische Leitung Georg Weckwerth
  • in Kooperation mit Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (Institut 2, Klavier) & Hochschule für Musik und Tanz Köln – Klavierabteilung
  • besonderer Dank Rahma Khazam, Katharina Olivia Brand, Heimo Streif, Daniel Comploi, Anfisa Bobylova, Sheila Arnold, Julian Burdenko, Paul McNulty & Istanbul Technical University (ITU) – Center for Advanced Studies in Music (ITU MIAM) & Turkish Music State Conservatory (TMDK)
  •  
  • TONSPUR_passage / MQ Wien
  • 16.12.22 – 25.02.23
  • täglich 10 – 20 h
  • 03:30 min