Alexander Kluge

ALEXANDER KLUGE • DAS WELTALL SCHLÄFT AUF SEINEM RIESENOHR • TONSPUR 93

DAS WELTALL SCHLÄFT AUF SEINEM RIESENOHR

„Ist die Träne oder das Teleskop die bessere Verstärkung des Auges?“

„Die Unmöglichkeit, nicht zu weinen.“ Diese Fähigkeit, etwas Versteinertes in mir flüssig zu machen, ist die Grundlage aller Musik.
Der Prager Astronom Johannes Kepler fahndete nach der „Musik der Planeten“. Für seine Notation in seinen Harmonices mundi hatte er als Basis nur die Mathematik und die Kenntnis der Planetenbahnen. In der TONSPUR 93 sind die O-Töne des Planeten Uranus, des Saturn, des Ex-Planeten Pluto und die des riesigen Jupiters zu hören, wie sie die Sonden der NASA und der ESO als Wellen messen, wenn diese Riesenkörper die Raum-Zeit durchbrechen. Verwandt dazu klingt das Stück As Slow As Possible (so langsam wie möglich) von John Cage, das in der Burchardi-Kirche meiner Heimatstadt Halberstadt auf einer Orgel so langsam gespielt wird, dass es über mehrere Jahrhunderte reicht. Außerdem hört man Ein andalusischer Hund von Josef Anton Riedl, aus dem Siemensstudio für elektronische Musik aus dem Jahr 1962, einen Tango von Schostakowitsch, Weh dem, der keine Heimat hat von Peter Weibel, das Lamento auf den Tod eines Maulwurfs, gespielt von der Banda Franui, einen Trauermarsch aus einer Oper von Georg Philipp Telemann und den Trauermarsch Unsterbliche Opfer, der einst die großen Toten der Arbeiterbewegung begleitete.

Die Sterne und die Trauer!

Töne für das Auge und das Ohr!

— Alexander Kluge

Bild © Alexander Kluge • Filmstill with Stable Diffusion from the film „Fortuna auf ihrem Wolkenwagen“

TONSPUR 93
Alexander Kluge
Das Weltall schläft auf seinem Riesenohr

28.8.—25.11.2023
Preview • Sunday • 27 August 2023 • 17:00
The artist will be connected by telephone

TONSPUR_passage
Micro Museum for Sound
Museumsplatz 1 • 1070 Vienna
daily 10 am to 8 pm